Das große Bienensterben

Bienen machen Schlagzeilen und das im wahrsten Sinne des Wortes. In den letzten Jahren konnte man von immer neuen Hiobsbotschaften lesen. Doch nicht nur der Honigbiene geht es schlecht, auch die in den Medien etwas vergessenen Wildbienen haben Probleme. Was sind die Gründe dafür und was kann man als Einzelperson tun, um den Bienen zu helfen?

Honigbienen sind nach Rind und Schwein und noch vor dem Huhn das drittwichtigste Nutztier der Welt. 80 Prozent aller Nutzpflanzen sind von der Bestäubungsleistung der Bienen abhängig. Der Landwirtschaft in Europa bringen Bienen und andere Pflanzenbestäuber rund 22 Milliarden Euro pro Jahr ein.

Trotz dieser beeindruckenden Zahlen haben die Bienen Probleme. Diese sind vielfältig und sie haben komplexe Ursachen; für viele davon ist der Mensch verantwortlich. Gerade deshalb gibt es keine einfachen Lösungen. Klar ist, dass der Gesundheitszustand der europäischen Bienen sehr besorgniserregend ist. Momentan gibt es drei große Problemfelder.

“Verwüstete” Landschaften

Zunächst geht den Bienen die Nahrung aus. Landwirtschaftliche Monokulturen setzen ihnen stark zu. Das ist nur logisch: wird in einem Gebiet nur eine einzelne Nutzpflanze angebaut, gibt es dort auch nur für kurze Zeit Nahrung, nämlich solange die Pflanzen blühen. Am schlimmsten ist ausgerechnet der häufig angebaute Mais. Da er nicht blüht, haben Bienen gar keine Nahrung. Ein Maisfeld ist damit für Bienen das, was für den Menschen eine Wüste ist. Heutzutage ist das Blütenangebot in einer Stadt oft größer als auf dem Land!

Giftige Aussichten

Ein weiterer großer Faktor sind Pestizide. Die verschiedenen Arten an Pflanzenschutzmittel werden in der Landwirtschaft ausgebracht, um Schädlinge zu bekämpfen. Oft sind Insektizide dabei schon im Korn beim Aussähen enthalten.

Die Wirkungen dieser Mittel auf Bienen stehen seit Jahren im Mittelpunkt wissenschaftlicher Forschung. Es gibt bis jetzt jedoch noch nicht genügend Daten, um eine endgültige Einschätzung vorzunehmen. Fakt ist, dass sie nicht gesund für Bienen sind, es handelt sich schließlich um Gift. Selbst wenn Pestizide Bienen nicht töten, schwächen sie doch ihren Organismus. Das führt wiederum dazu, dass Bienenvölker anfälliger werden für Krankheiten, etc.

Der große Schädling

Das dritte große Problemfeld wurde in den sechziger Jahren aus Asien nach Europa eingeschleppt: die Varroamilbe. Das ist ein Parasit, der Honigbienen befällt und als bedeutsamster Bienenschädling weltweit gilt. Diese Milbe kommt nur in Bienenstöcken vor, wo sie sich wahnsinnig schnell vermehrt. Wenn von Imkern gegen die Varroa nichts unternommen wird, kollabiert ein Bienenvolk spätestens nach drei bis vier Jahren. Die Honigbiene ist also ohne den Menschen nicht mehr überlebensfähig. Leider gibt es keine Maßnahmen, die Varroa auszurotten. Nur ihr Bestand kann durch Maßnahmen reduziert und so auf einem Niveau gehalten werden, wo sich die Schäden für das Bienenvolk in Grenzen halten. Trotzdem schwächt sie Bienenvölker damit.

Vergessene Wildbienen

Wie bei Untersuchungen festgestellt wurde, sind auch Wildbienen sehr wichtig. Sie sind für rund ein Drittel aller Blütenbestäubungen verantwortlich. Neben der Honigbiene ist es also auch sehr wichtig, die Wildbienen zu schützen. Leider sind von ihnen viele Arten gefährdet. In Deutschland werden bspw. etwa 50 Prozent aller Arten als bestandsgefährdet eingestuft. Eine genaue Einschätzung ist jedoch nicht möglich, weil es für mehr als die Hälfte aller Arten keine ausreichenden Daten gibt.

Die Schlagworte bei der Gefährdung der Wildbienen sind Nahrung, Nistplätze und Pestizide.

Wildbienen leben in Wiesen, wildkräuterreichen Ackerrandstreifen, kleinen Böschungen und Wäldern. Solche naturbelassenen Räume werden aber immer weniger. Damit haben diese Bienen nicht nur weniger Nistplätze, sondern auch weniger Nahrung zur Verfügung. Wie schnell sich die Wildbienenpopulation erholen könnte, haben Untersuchungen im Zusammenhang mit biologischem Landbau gezeigt. Wenn in einem Radius von 500 Metern der Anteil an biologischem Landbau von 5 auf 20 Prozent erhöht wurde, nahm die Wildbienenvielfalt um 50 Prozent zu und auch die Fortpflanzungsleistung stieg an.

Der zweite große Faktor sind, wie bei der Honigbiene, Pestizide. Die Wirkungen dieser Mittel auf Wildbienen sind noch nicht ausreichend geklärt. Forscher gehen aber davon aus, dass sie ähnlich schädlich sind wie bei Honigbienen.

Was tun?

Gibt es nun Möglichkeiten, die Bienen zu unterstützen? Die gibt es.

Ein Problem, das sowohl Honig- als auch Wildbienen betrifft, ist das Nahrungsangebot. Letztere haben auch noch Probleme, ausreichend Nistplätze zu finden.

Ob kleiner Balkon oder großer Garten: es ist egal, wie viel Platz sie haben. Mit den richtigen Pflanzen können sie für ein attraktives Bienenbuffet sorgen. Dabei sollte der Artenreichtum die oberste Devise sein. Je mehr verschiedene Pflanzen sie haben, desto länger gibt es Nahrungsangebot und desto mehr “Besucher” kommen vorbei. Wildblumen mit ungefüllten Blüten sind dabei am besten, weil diese mehr Nahrung bieten. Auch so genannte "Samenbomben" bieten eine große Artenvielfalt. Weitere Tipps sind:

  • Hervorragend für Wildbienen sind Glockenblumengewächse, Wicken, Lippenblütler, Reseda, Kreuzblütler, Natternkopf und auch alle Gewürzkräuter.

  • Rasen bietet keine Nahrung für Bienen. Deshalb heißt die Devise “Wiese”. Den größten Blütenreichtum bieten ungedüngte Wiesen, die zwei Mal pro Jahr gemäht werden. Auch auf Schotter- und Sandflächen ist die Blütenvielfalt enorm.

  • Gibt es noch wenig gedüngte und nur selten gemähte Wiesen in der Landwirtschaft, sollten diese unbedingt erhalten bleiben.

  • Wichtig ist es auch, nicht alles auf einmal zu mähen. Werden Wegränder später gemäht als Wiesen, ist immer Nahrungsangebot für die Wildbienen vorhanden. Sonst stellt sich Nahrungsmangel ein. Deshalb sind Hecken und Wegränder auch wertvoll.

  • Nistplätze sind genauso essentiell wie genügend Nahrungsangebot. Über fünfzig Prozent der Bienenarten nisten im Boden, an besonnten, nur wenig bewachsenen Stellen. Ein Sandhaufen, bei dem alle paar Jahre die Vegetation entfernt wird, ist ein optimaler Nistplatz. Wenig bewachsene Stellen am Boden sollten so belassen werden, wie sie sind.

  • Viele Wildbienen sind Totholzbewohner. Sie besiedeln Käferfraßgänge in totem Holz oder andere Löcher in Hartholz mit einem Durchmesser von 3 bis 9 Millimetern. Diesen Arten kann man Bienenhotels zur Verfügung stellen. Je mehr Sonne das Bienenhotel abbekommt, desto besser.

  • Andere Arten besiedeln abgestorbene Pflanzenstängel. Abgestorbene Stängel von Himbeeren oder Königskerzen sollten über den Winter also nicht entfernt werden.

Mit einigen einfachen Methoden kann man also Bienen unterstützen und dazu beitragen, dass eine intakte Natur erhalten bleibt.